"UNGARISCHER BUCHKUNST"
AUSSTELLUNG
HUNDERT JAHRE UNGARISCHER BUCHKUNST (1880 – 1980)

 

er Anfang der Erneuerung der ungarischen Buchkunst ist auf die 1880er Jahre zu stellen, als sich die sich verstärkende, verbürgerlichende Gesellschaft neben dem massenproduktartig verbreiteten Buch auch nach dem “schönen” Buch sehnte und zum Käufer von den durch modernisierte Drucktechnik realisierten, illustrierten Bänden, in großem Format und auf guter Papierqualität wurde.

Die meistens mit Leder, Leinen, oder Seide gebundenen, durch Prägedruck erstellten, vergoldeten Prachtausgaben und Alben sind charakteristische Exemplare des Historismus, deren selbständige Kunstblätter durch in München und Paris gelernten, namhaften Künstler (Munkácsy, Feszty, Zichy, Benczur, Stetka) illustriert wurden (Die Österreichisch – Ungarische Monarchie in Schrift und Bild, Petőfi Album, Album der Arader Märtyrer, Album von Dichtern).

Die reich illustrierten Publikationen von zeitgenössischen, modischen Schriftstellern näherten sich an die Ausschmückung der Luxusprachtwerken (der im Jahre 1900 herausgegebene Band “Sämtliche Gedichte von Sándor Petőfi”, das Vörösmarty – Album, die 1898er Ausgabe von Sándor Bródys “Die Silberziege”). Unter den erzählenden, den Text erklärenden Illustrationen kann man Mihály Zichy, Árpád Basch, János Vaszary hervorheben.

Die Entstehung der selbständigen ungarischen Buchkunst wurde durch die Vermittlung ungarischer, in England, Frankreich und Deutschland studierenden, arbeitenden Künstler (Zichy,Rippl-Rónai, Divéky, Falus, Basch, Pogány) und durch die Hilfe von den ins Land strömenden künstlerischen Fachzeitschriften (Revue Blanche, The Studio, Jugend, Ver Sacrum,usw.) unterstützt. Von den Gestalten der ungarischen Buchkunst des Jugendstils heben wir Rippl-Rónai, Vaszary und Gulácsy hervor.

Der Vorstoß des Jugendstils in der Verzierung der ungarischen Buchdruckerei ist vom Ende der 90er Jahre zu ergreifen. Die Vertreter des Erneuerungsprozeßes strebten aufgrund englischer Beispiele nach einem einheitlichen Styl von Text und Bild, Buchstabe, Kopf-und Fußleisten und Schlußvignette, Vorsatz und Titelblatt. In Ungarn waren die Ornamentsmotive und die stilisierten Pflanzenmotive aus der ungarischen Volkskunst von Anfang an populär. Es gab Versuche den ungarischen Jugendstil neben der Architektur auch in der Graphik ins Leben zu rufen (Elek Falus,Lajos Kozma, Károly Kós, die Künstlergruppe von Gödöllő).

Die, an die im ungarischen künslerischen Leben bestimmende Rolle spielende Literatur gebundene und gleichzeitig durch sie inspirierte Graphik – Illustration wurde der Vermittler der modernen Kunst.

In unserer Ausstellung sichern wir einen eigenen Platz für die Präsentation der im Jahre 1908 erschienenen Zeitschrift “Nyugat” und der durch sie herausgegebenen Bücher – vor allem den Werken von Elek Falus,Anna Lesznai, Gara Arnold. Nach den Möglichkeiten der Pavillon geben wir eine Kostprobe aus der dekorativen Kinderbuch – Literatur der Epoche 19oo-1925, aus der literarisch inspirierten Graphik – Alben.

Neben den Büchern in den Vitrinen und den Illustrationen – Reproduktionen auf den Paravanen stellen wir auch aus der Plakatenkunst der hundert Jahre einige charakteristische vor. Die chronologisch aufgebaute Ausstellung wird durch das Tableau der Fotoportraits von 4x12 Schriftstellern auf Epochen gegliedert.

Die in Gyoma gegründete Kner Druckerei und die in Békéscsaba gegründete Tevan Druckerei und Verlag haben von der Mitte der 1910er Jahre, hinsichtlich von Form und Inhalt eine einheitliche und in der Typographie eine neuartige Formensprache eingeführt. Die Bände von “Erdélyi Szépmives Céh” (Siebenbürger Zunft) haben die Anerkennung des Publikums durch Elemente aus der Volksornamentik, architektisches Zeichnen und anspruchsvolle Pläne für das Einbinden und den Titelblatt erreicht.

Neben dem ausgeleerten Jugendstil haben sich die Vertreter von - Fauves, Kubismus, Expressionismus, Konstruktivismus -, ungarischem Aktivismus,unter der Leitung von Lajos Kassák, der enge Beziehungen zu den literarisch – künstlerischen Gruppierungen der Berliner Avantgarde gehalten hat, auf dem Gebiet der angewandten Graphik an die europäische vorderste Linie geknüpft (Kassák, Bortnyik, Uitz, Mattis Teutsch)

Die zwischen 1920 – 30 erwachsene neue Graphiker – Generation hat auf dem Gebiet der Buchillustration mit Holzstich etwas geniales neues geschafft (Molnár C. Pál, Gáborjáni Szabó Kálmán, Buday György).

Die Kupferschnitte von István Szőnyi und die Tuschzeichnungen von Lajos Szalay führen uns schon in die Epoche der Nachkriegszeit. Vom Ende der 1930er Jahre bis zum Anfang der 50er Jahre wird die Kontinuität der ungarischen Buchkunst – Schule durch die Namen von Béla Kádár, Dezső Kornis, Lajos Szalay, Imre Ámos, Gyula Hincz, Endre Bálint……. charakterisiert.

Aus der politisch – ideologisch weitgehend bestimmten Buchproduktion der 1950 – 60er Jahre, von berühmten Typographen und von den zur Mitte 60er Jahre entstandenen Buchateliers stellen wir einige Werke, bzw. von den bedeutenden Künstler der Blütezeit der zeitgenössischen Illustration (János Kass, Gyula Feledy, Tibor Csernus,Béla Kondor, László Lakner, István Engel Tevan, Ferenc Banga, Imre Szemethy, Róbert Swierkiewicz, usw.….)aus.

Als Abschluß der Ausstellung den weltweit anerkannten, im Jahre 1912 geborenen und auch noch heute schaffenden Tibor Szántó verehrend, präsentieren wir mancher seiner bekannten Werke.

Das Material der Ausstellung wurde aus der Bibliotheque und Kunstsammlung von dem Literarischen Museum Petőfi und aus der Graphik – Sammlung von der Ungarischen Nationalgalerie zusammengestellt.

 

 

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