SÁNDOR CSOÓRI
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"Nein, nicht wegen solch unsinniger Einfälle bin ich aufgebrochen. Ich will sie auch verscheuchen. Doch ihren Platz nimmt ein Knabe von sieben Jahren ein. Seine Muttersprache ist Ungarisch, obschon er nicht einmal weiß, wo Ungarn liegt, irgendwo jenseits der Karpaten, irgendwo jenseits von Siebenbürgen. In der Schule wird er aufgerufen und die Antwort kommt instinktiv auf ungarisch: 'Der Hund ist ein Haustier.' Der Lehrer erbleicht, schreit ihn an, schickt ihn auf den Hof hinaus und läßt ihn vom Hackblock einen Holzklotz hereinbringen. Und dann steht das Kind neben der Bank und hält den Klotz bis zum Ende der Schulstunde über dem Kopf; er soll nie vergessen, daß für die Muttersprache ihm jederzeit Buße blühen kann..."
(Aus dem Ungarischen von Martha Szépfalusi-Wanner)

 

Dörfliche Mythologie

Akazienblüte, jeder flüster.
Dorfauf, dorfab ein Gewisper: die Nymphomanin.
Entgleisenden Kiefers wird beschworen
daß selbst aus ihrem Unterricht sie Schülern und Schule enteilt
es in wiegenden Schobern zu treiben.
Riesige Himmelsaugen, laubschiebende Erdhände
Schenkel, aufgetan nach Norden -
In nachmittäglichen Alpträumen
ruckt und zuckt selbst der blühende Vértesberg.
Wehe der Welt, sagt man
es naht die Zeit des pestilenzischen Honigs.
(Aus dem Ungarischen nachgedichtet von Richard Pietrass)

 

"Obwohl die Essays von Csoóri auf Grund der autobiographischen Elemente als Bekenntnisse charakterisiert werden können, zeigt sich in ihnen stets sein Streben nach Allgemeingültigkeit. Ob er über die allerwichtigsten Fragen des Zusammenlebens schreibt, oder unwichtige Randthemen behandelt, sein gehobener Stil führt den Leser in so geistige Höhen, das er inspiriert wird, sich mit den Grundfragen der nationalen Identität auseinanderzusetzen."
(András Görömbei)

 

 

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