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"Wir sind alt, nur deshalb erzähle ich es. Ich werde
sowieso sterben, morgen oder übermorgen, mein Kopftuch wirft dann keine
Falten mehr. Außerdem hast du ihn auch gekannt. Ich meine näher. Dieser
große, schwarze Mann, und wie tief er Atem holte, wie groß waren seine
Füße, seine Hände, sein Nasenloch, sein gekräuseltes Haar in den Nasenlöchern.
Weinen habe ich ihn nie gesehen. Auch hat er nie gestöhnt. Als ob für
ihn, der nichts liebte, alles leicht wäre. Er besprang mich, sprang
herunter. Und immer schweigend." "Um die Zeit der Mandelblüte, werde ich immer so
traurig, als hätte mich noch nie ein Mensch beim Namen genannt. An jenem
Vorfrühlingstag jedoch, als der erste Mandelbaum der Stadt seine Knospen
aufspringen ließ, geschah, was noch nie geschehen war. Auf dem warmen
Dreieck des Hofs, begrenzt von der blaugelben Wand des Alkoholausschanks
und den Mauern der Kirche, trank der Baum das Licht, und in dem Augenblick,
als sich die ersten Blütenblätter entfalteten, hörten die Steinbrecher
von Witemberg mit der Arbeit auf. Die Steinbrecher von Witemberg hatten
noch nie mit der Arbeit aufgehört. Und der mächtige und leuchtende Berg,
der sich über die Stadt erhob, glich jetzt dem Tod." "Seine Sprache gibt sich fast klassisch, makellos ausgearbeitet, geschliffen und ziseliert, aber darin tun sich Abgründe auf - ein Slangwort, durch einen fremdländischen, sich zur Obsession verdichtenden Namen, durch unverständliche Brocken von Zigeunersprache. Scheinbar vertraute Dinge erscheinen bei Darvasi in neuer, rätselhafter Legierung oder Amalgamierung. Etwas verführerisch Schönes und zugleich eisig Morbides geht von seinen Texten aus." (Ilma Rakusa, NZZ, 10. 8. 1995)
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