[Biographie] - [Zitate] - [Veröffentlichungen]
"Einem Würzburger Kodex aus dem 15. Jahrhundert
zufolge wurde am 9. Januar 1401 in der Sankt-Michaelis-Kirche in Sopron
über eine Gruppe von Waldenser Ketzern das Urteil gesprochen. Der Kodex
enthält auszugsweise eine Kopie des Gerichtsurteils, erwähnt jedoch
- außer den Inquisitoren, den Prior des Zölestinerordens Péter Zwicker
und den Prager Altbischof Márton - nur einen Namen, den der Witwe Jakob
Beratungsgot aus Kõszeg, die schon seit zwölf Jahren als Ketzerin galt.
Doch laut Gerichtsurteil gab es unter dem Angeklagten sogar einen, der
sich schon seit sechsundzwanzig Jahren zu dem Irrglauben bekannt hatte.
Es sind lauter milde Urteile, allerdings fällt kein Wort von den Anführern
der Gemeinde oder gar Gemeinden, vom Schicksal derjenigen, die von den
Ketzern für‚ gute Menschen und für apostolische Vertreter Christi' gehalten
werden. Hat man den Prozeß gegen sie gesondert geführt? Oder gerieten
sie der Inquisition durch einen glücklichen Umstand gar nicht in die
Hände? Wer weiß es schon. Ihre Spuren sind verwischt, ihr Los hat die
Geschichte verschlungen." "Auf der Bühne lösen sich Generationen ab, Schattenwesen und Lebende, Opfer und Täter, ein atemberaubendes Geflecht, in dem die Zeitebenen durcheinandergeraten und die Leidenserfahrungen einer vielschichtigen Welt aufeinanderprallen. Die poetische Atmosphäre in diesem Limbo des Seins - auch des jeweiligen menschlichen Seins - ist dramaturgisch überzeugend und sehr eindrucksvoll eingefangen." (Eva Haldimann, NZZ, 7./8. 10. 1990)
[Biographie] - [Zitate] - [Veröffentlichungen]
|